Die erste Initiative zur Gründung eines Nationalparks an der Müritz ging von Kurt Kretschmann Anfang der 1950er Jahre aus.
Während des politischen Umbruchs im Herbst 1989 brachte in Waren (Müritz) eine Bürgerinitiative den Stein ins Rollen.

2. November 1989
Auf einer Versammlung des "Staatsjagdforums" in Waren (Müritz) wurde neben der Abschaffung der Staatsjagd erstmals die Gründung eines Nationalparks an der Müritz gefordert.


18. Dezember 1989
Antrag an die Modrow-Regierung durch Dr. Hans-Dieter Knapp, Dr. Ulrich Voigtländer, Ulrich Meßner


15. Januar 1990
Berufung von M. Succow zum stellv. Minister, beauftragt Lebrecht Jeschke und Dr. Hans-Dieter Knapp zur Ausarbeitung des Nationalparkprogramms


5. Februar 1990
Der Runde Tisch in Berlin beschließt das vorgelegte Nationalparkprogramm.


12. September 1990
Der DDR-Ministerrat beschließt auf seiner letzten Sitzung, die Bildung von fünf neuen Nationalparken, den ersten im Osten Deutschlands.
Einer von ihnen ist der Müritz-Nationalpark.



Der Beginn des Fördervereins am 23. April 1990

Aufbruchstimmung hatte 1989 / 90 auch die Bewohner der Müritz-Region erfasst, aber der Weg in Richtung Nationalpark war in den politischen Wendewirren reichlich unklar. Es galt Aufklärungsarbeit zu leisten und eine Lobby für den Nationalpark zu schaffen. Die meisten Menschen konnten sich nach Staatsjagd und Missbrauch des Naturschutzes in der Vergangenheit nicht mit dem Gedanken an ein großes Schutzgebiet anfreunden.

Aber es gab auch Unterstützung und große Zustimmung! Sehr viel Sympathie fanden die Nationalparkinitiativen bei Freunden aus den alten Bundesländern die uns dazu rieten, einen Verein zu gründen, einen Zusammenschluss Gleichgesinnter. Im April 1990 trafen sich 23 Mitglieder zur Gründungsversammlung in Waren. Der Förderverein wuchs schnell auf über 300, Mitte der 90-er Jahre auf über 500 Mitglieder an. Aus Hamburg kam eine ganze „Fraktion“, aus der Schweiz und allen Teilen Deutschlands wurden neue Mitglieder aufgenommen.

Große Unterstützung kam von der Stiftung Euronatur in Radolfzell, die das junge Projekt Müritz-Nationalpark mit viel Rat und Spenden begleitete. 

Die ersten Nationalparkjahre waren stürmisch und die Akzeptanz in der Region gering. Die Vorstellung, dass sich ein Naturschutzgebiet zum Wirtschaftsmotor der Region entwickeln kann, war kaum zu vermitteln.

Die Jagd und dabei besonders die Gästejagd bot Zündstoff für ein großes Thema, das der Förderverein mit einer alternativen Trophäenschau in der Specker Schmiede 1993 in die Öffentlichkeit brachte (Foto). Die provokante Rede war vom Jagd-Bordell Müritz-Nationalpark, weil damals durch die Forstverwaltung zahlenden Jagdgästen Hirsche zum Abschuss frei gegeben wurden.

Mit dem von Landwirtschaftsminister Martin Brick 1995 verfügten Zusammenschluss der Forst- und Nationalparkämter kam die entscheidende Weichenstellung in Richtung Sacharbeit. Die Regie kam endlich in die Hände eines Nationalparkamtes mit klarer Aufgabenstellung, einen Nationalpark gemäß der IUCN-Richtlinien zu entwickeln.

Der Förderverein hat den Werdegang stets begleitet und dabei große Projekte gestartet. Mit Hilfe der Mitglieder, des Landes, der EU und Sponsoren wie der Lübzer Brauerei, Stiftungen und (herausragend) der Canon Deutschland GmbH, konnte 8 Jahre lang das Künstlerpleinair stattfinden. Es machte den Müritz-Nationalpark weltweit bekannt und hinterließ vergängliche Kunstwerke in der Natur.

Der Förderverein war und ist an Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für den Nationalpark beteiligt. Es wurde der Bau von Besuchereinrichtungen, die Sanierung der Specker Schmiede, Ausstellungen und die Herausgabe von Publikationen  zu Nationalparkthemen übernommen.

Mit dem Wegfall der waldbaulichen Vorschriften des FSC Zertifikates 2008, wurde eine AG-Wildmanagement beim Ministerium gegründet. Daran beteiligt sind die anerkannten Naturschutzverbände, die Nationalparkämter, der Ökologische Jagdverband und mittelbar auch die beiden Fördervereine (Müritz und Boddenlandschaft). Aufgabe der Gruppe ist es, ein Wildmanagement für die speziellen Belange in den Nationalparken zu entwickeln. Dabei soll der natürliche Waldumbau ebenso Berücksichtigung finden, wie die Möglichkeit für unsere Gäste, Wild zur normalen Tageszeit beobachten zu können.

Durch diese erfolgreiche Arbeit hat sich eine schlagkräftige Zusammenarbeit mit dem Förderverein Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und den Verbänden NABU, BUND, ÖJV entwickelt, mit denen wir gemeinsame Positionen erarbeiten und vertreten. Ebenso besteht ein vertrauensvoller direkter „Draht“ zum Nationalparkamt, der die Arbeit für das Schutzgebiet gegenseitig befördert. 

Um über den Tellerrand zu schauen, reisten wir in einige der Nationalen Naturlandschaften. Unter anderem waren wir 2015 auf der Insel Vilm und im Naturerbezentrum Rügen, 2016 besuchten wir die UNESCO-Weltnaturerbewälder der Karpaten (Ukraine und Slowakei). 

Einen (geselligen) Arbeitseinsatz gibt es jährlich im Februar in der Wacholderheide am Müritzhof.

Mit dem Film „Waldgeschichten“ von Pitt Venherm ist 2015 ein faszinierender Rückblick auf 25 Jahre Waldentwicklung im Müritz-Nationalpark gelungen.

Darin wird noch einmal deutlich, dass Natur Wildnis am besten nach ihren eigenen Regeln erschaffen kann. Dafür Raum freizugeben und Einflüsse des Menschen zurückzudrängen, ist neben der Förderung des naturverträglichen Tourismus eine Kernaufgabe des Vereins.

Nach mehreren Jahren unterschiedlichster Bemühungen ist 2018 das Mobilitätsprojekt Müritz rundum gestartet worden. Übernachtungsgäste der Orte rund um die Müritz nutzen nun unter anderem kostenfrei die Busse der Nationalparklinie. Das Projekt wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet.

Im nächsten Jahr begehen wir das 30. Jubiläum der Gründung des Müritz-Nationalparkes und des Fördervereins. Das Konzept Nationalpark hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und nichts von seiner Faszination verloren.